Ein akutes Lendenwirbelsäulen-Syndrom (kurz: LWS-Syndrom) tritt manchmal aus heiterem Himmel ein stechender Schmerz im Bereich des unteren Rückens auf. Auslöser ist meist eine harmlose Bewegung beim Sport oder im Alltag. Aber keine Sorge, denn schon einfache Bewegungen wie Bücken, Drehen oder Aufrichten können, das LWS-Syndrom auslösen und den Schmerz lindern.
Was sind Rückenschmerzen im Lendenbereich?
Schmerzen im Lendenbereich sind größtenteils nicht auf eine klare Ursache zurückzuführen und können daher oft gut behandelt werden. Die Erkrankung ist auch als Hexenschuss bekannt, überwiegend wird auch der Begriff Kreuzschmerzen verwendet. Die Schmerzen können vom unteren Rücken in Gesäß und Oberschenkel ausstrahlen. Man unterteilt die Erkrankung in eine akute Form, die in der Regel weniger als sechs Wochen anhält, und eine chronische Form, die 12 Wochen und länger andauert.
Wie oft treten Schmerzen im Lendenbereich auf?
Diese Art von Rückenschmerzen ist weit verbreitet, aber das bedeutet nicht, dass du damit leben musst. Schätzungen zufolge leiden bis zu 90 % der Bevölkerung einmal oder mehrmals im Laufe ihres Lebens an solchen Schmerzen, aber es gibt viele Wege, um mit den Schmerzen umzugehen und sie zu lindern. Chronische Rückenschmerzen sind für viele Langzeitkrankmeldungen und auch für einen Großteil der Erwerbsunfähigkeiten verantwortlich, aber es gibt Hoffnung und Hilfe.
Was sind Ursachen für Rückenschmerzen?
Viele Menschen leiden unter Rückenschmerzen. Oft ist die Diagnose "unspezifische Rückenschmerzen", da Ärzte keine zugrunde liegende Erkrankung finden können. Die vermutlich wichtigsten Ursachen sind eine Überdehnung oder Überlastung der Muskeln oder Bänder im Lendenbereich. Die Schmerzen können jedoch auch von den Bandscheiben oder den Gelenken zwischen den Wirbeln herrühren, den sogenannten Zwischenwirbel- oder Facettengelenken. Manualtherapeutisch geschulte Ärzte finden häufig Blockierungen und Fehlhaltungen in den Iliosakralgelenken zwischen Steißbein und Beckenschaufeln. Diese könnnen die Schmerzen lindern und oftmals auch vollständig beseitigen. Schmerzen und Steifheit können zwar bei plötzlichen Bewegungen oder Drehungen des Oberkörpers auftreten, aber in vielen Fällen sind diese mit einer Langzeiterkrankung verbunden. Dazu gehören unter anderem Verletzungen oder Belastungengeschwächte Rückaufbausowie dauerhafte einseitige Tätigkeit und Verschleißerscheinungendes Skeletts oder der Gelenkbänder. Aber auch Fehlstellungendes Rückens erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Schmerzen. Berufliche Belastungund psychische Probleme könnnen natürlich auch eine Rolle spielenerfordern oft jedoch chronische Rückenschmerzen. Ursachen festzustellen ist nicht immer leicht, aber Unzufriedneheit, Stress, Angst Depressionen vor allem Alkoholprobleme scheinen entscheidende Faktoren zu sein.
Wie werden Rückenschmerzen im Lendenbereich diagnostiziert?
Die Diagnose wird normalerweise anhand Ihrer Symptome gestellt. Der Arzt wird oft eine Rückenuntersuchung durchführen, bei der die Bewegungen beobachtet werden. Dies ist besonders wichtig, wenn es Anzeichen für Ischias-Schmerzen gibt, was auf einen Bandscheibenvorfall oder -riss hindeuten könnte, der Druck auf Nerven im Rückenmark ausübt. In diesem Fall können Schmerzen bis in den Unterschenkel oder Fuß ausstrahlen und Taubheitsgefühle auftreten. Wenn Sie unter wiederkehrenden Rückenschmerzen leiden und bereits früher gründlich untersucht worden sind, besteht meist kein Grund für erneute Untersuchungen, sofern keine neuen Symptome hinzugekommen sind. Die Ursachen für Rückenschmerzen können in den Muskeln und Sehnen liegen, möglicherweise aber auch in den Gelenken. In aller Regel sind Erkrankungen der Wirbel selbst jedoch nicht die Ursache. Eine gewöhnliche Röntgenaufnahme bildet lediglich Knochen ab; eine Aufnahme der Wirbelsäule ist daher größtenteils überflüssig. Bluttests liefern zwar keine zusätzlichen Hinweise für die Diagnose „unspezifische Rückenschmerzen", können jedoch hilfreich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen. In besonderen Situationen kann es jedoch hilfreich sein, eine Röntgen-, Computertomografie- (CT-) oder Magnetresonanztomografieuntersuchung (MRT) des Rückens durchzuführen. Dies gilt insbesondere bei Fällen, in denen es Hinweise auf einen Bandscheibenvorfall gibt oder wenn eine Ausbuchtung einer Bandscheibe auf einen Nerv drückt.
Wie kann man Rückenschmerzen behandeln?
Ein starker und schmerzfreier Rücken ist für unser allgemeines Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Wenn unsere Wirbelsäule jedoch unter Schmerzen leidet, sind wir schnell gehandicapt und in unserer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Doch sowohl bei akuten als auch chronischen Rückenschmerzen gibt es einige hilfreiche Tipps und Ratschläge, die dabei helfen können, dass unser Rücken nicht zu einem andauernden Problem wird:
- Bettruhe sollte vermieden werden. Als absolutes Maximum gelten 1–2 Tage, wenn die Schmerzen besonders intensiv sind. Bettruhe schwächt die Muskulatur und bremst die Heilung.
- Wärmebehandlungen haben sich als nützlich erwiesen und können Schmerzen reduzieren sowie die Rückenfunktion etwas verbessern.
- Schnellstmögliche körperliche Betätigung ist wichtig. Es sollten so bald wie möglich wieder normale Tätigkeiten aufgenommen werden, selbst wenn die Schmerzen noch vorhanden sind. Die Schmerzen sind dann ein Zeichen dafür, dass Sie den betroffenen Teil des Rückens benutzen, und das ist wichtig, damit die Muskulatur sich lockert. Studien zeigen deutlich: je früher Sie wieder aktiv werden, desto eher werden Sie wieder gesund. Sie sollten auch versuchen, so schnell wie möglich wieder Ihre Arbeit aufzunehmen, selbst wenn die Rückenschmerzen anhalten.
- Wenn notwendig ist es sinnvoll, für einen gewissen Zeitraum Medikamente einzunehmen, die Ihre Schmerzen lindern und es Ihnen ermöglichen, sich frühzeitig wieder zu bewegen.
- Nachdem die akuten Symptome vorüber sind, ist es wichtig, sportlich aktiv zu werden. Das Training sollte aus einem allgemeinen Fitnesstraining und Übungen, die die Bauch- und Rückenmuskulatur stärken, bestehen. Das Training führt zu einer verbesserten Durchblutung der Muskulatur und der Sehnen, und damit zu einer verbesserten Regenerationsfähigkeit. Insbesondere bei Patient*innen mit chronischen Rückenschmerzen ist dies sinnvoll.
- Sollten Sie selbst das Gefühl haben, dass weitere Probleme (im Beruf oder privat) dazu beitragen, dass sich Ihr Rückenschmerz nicht bessert, zögern Sie nicht, Ihren Hausarzt darauf anzusprechen. Als erster Ansprechpartner für alle Ihre Sorgen und Beschwerden, kann Ihnen Ihr Hausarzt die für Sie am ehesten geeigneten nächsten Schritte und Hilfsangebote aufzeigen.
Gibt es Medikamente gegen Rückenschmerzen?
Trotz Schmerzen müssen Sie nicht verzweifeln, denn es gibt zahlreiche Medikamente die Ihnen helfen können. In erster Linie sind NSAR hilfreich (z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen). Diese haben neben der Schmerzlinderung auch eine entzündungshemmende und abschwellende Wirkung und können so zusätzlich entzündliche Reaktionen hemmen. Bespricht am besten mit Ihrem Arzt, ob diese Medikamente für Sie in Frage kommen und ob Sie evtl. unter starker Magenschleimhautentzündung leiden und daher einen Magenschutz (Protonenzpumpenhmmer) benötigen. Alternativ kann Metamizol in niedriger Dosierung helfen, allerdings ist hier Vorsicht geboten, da schwere Nebewirkung auftretet können. Sollte Paracetamol keine ausreichene Wirkung haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über weitere Möglichkeiten.
Zentrale Muskelrelaxantien (Tizanidin, Tolperison, Methocarbamol, Orphenadrin oder Pridinol), Medikamente mit den Wirkstoffen Flupirtin, Uridinmonophosphat (UMP), Antiepileptika und Benzodiazepine sollten nicht eingenommen werden. Diese Wirkstoffe sind entweder unwirksam oder haben starke Nebenwirkungen. Tetrazepam darf auch nicht mehr verschrieben werden, da es früher häufig zu Nebenwirkungen geführt hat. Freiverkäufliche Medikamente aus der Apotheke, die Teufelskralle, Capsaicinpflaster oder-cremes, NSAR-Salben und beinwellhaltiger Creme enthalten, sollten nicht angewendet werden. Präparate, die Weidenrinde enthalten, können jedoch unterstützend hilfreich sein.
Alternative Therapien gegen Rückenschmerzen
In vielen Fällen können akute und chronische Rückenschmerzen mit einfachen Mitteln gelindert werden, darunter Bewegung und Bewegungstherapie, manuelle Therapien, Wärmetherapie und Entspannungsverfahren sowie die Akupunktur. Bei chronischen Rückenschmerzen können zudem Rehabilitationssport und Funktionstraining, Rückenschule, Massagen, Ergotherapie und Verhaltenstherapie helfen.
Muskeltraining
Chiropraktische, chirotherapeutische oder andere manuelle Therapien können in bestimmten Fällen nützlich sein. Wenn jedoch nach einigen Sitzungen keine Besserung eintritt, sollten Sie die Behandlung abbrechen. Eigenes Training und aktive körperliche Bewegung sind mindestens genauso wichtig wie die passive Mobilisation.
Fazit
Die meisten akuten Rückenschmerzen verschwinden von selbst wieder. 50-80% der Patient*innen sind nach zwei Wochen gesund. Nach sechs Wochen haben 90% der Betroffenen ihre Schmerzen überwunden. Die beste Prognose haben diejenigen, die trotz noch bestehender Schmerzen schnell wieder körperliche Tätigkeit aufnehmen. Dennoch können akute Rückenschmerzen wieder auftreten, vor allem bei Menschen mit einem anfälligen Rücken. Sie erleiden in manchen Situation (Heben schwerer Gewichte, ungeschickte Bewegung, eine ungünstige Haltung oder Stress) dann leider doch einen Rückfall. Personen mit häufigen Rückfällen empfehlen wir, ihre Arbeitssituation zu ändern.